Biomasse-Logistik

Bei der energetischen Nutzung der Biomasse ist Österreich in einigen Bereichen Technologieführer. Marktakzeptanz und -durchdringung werden aber auch durch eine Vielzahl anderer Faktoren mitbestimmt. Das Programm "Energiesysteme der Zukunft" widmete sich in ihren Ausschreibungen neben der Umwandlungstechnologien auch dem Rohstoffmanagement selbst. Intelligente Lösungen für eine kostengünstige, kundenfreundliche, ökologisch orientierte und zuverlässige Bereitstellung von Biomasse waren somit gesucht.

Anfang dieses Jahres wurden die ersten beiden Projekte dazu abgeschlossen, die Endberichte stehen zur Verfügung.

Projekt: Entwicklung eines Geschäftsfeldes "Waldbiomasseversorgung-SÜDOST" durch die vorrangige Nutzung bisher ruhender Holzreserven

Basierend auf einer umfassenden Datenerhebung der forstlichen Potenziale und des abnehmerseitigen Bedarfs sowie der Erhebung der Bedürfnisse der Kleinwaldbesitzer wurden von den Waldverbänden Kärnten, Steiermark und Burgenland Strategien zur deutlichen Steigerung der Nutzungsquote von derzeit rund 62% entwickelt. Professionelle Unternehmerstrukturen mit umfassenden Dienstleistungsangeboten vom Stockkauf bis zu Betriebsbetreuungen für gezielte Gruppen von Waldbesitzern sind ein wesentlicher Schritt dazu. Begleitende vertrauensbildende Maßnahmen wie die einfache Ermittlung des Nutzungspotenzials mit Ausweisung der Ertragsmöglichkeiten eines Betriebes oder einer Arbeitsqualitätssicherung für die Holzernte sind unabdingbare Erfolgsfaktoren.

Ein theoretisch jährlich nutzbares Energieholzpotenzial von rund 3,5 Mio. Festmeter ist lt. Studie in den Wäldern der aus 3 Bundesländern bestehenden Projektregion (s. oben) vorhanden. Die alles entscheidende Frage ist allerdings: Wie viel von dieser Menge kann nachhaltig auf den Markt gebracht werden und innerhalb welchen Zeitraumes? Viele Aspekte wie Eigentümerstruktur, Nutzungsgewohnheiten, forstliche Ausrüstung und Know-how, ökonomischer Erfolg, ökologische Bewertung, forstliche Beratung und das Vorhandensein forstlicher Dienstleistungsangebote sind zu berücksichtigen. (Energie-)Holzmobilisierung bedeutet, intensive Beratungs-, Überzeugungs- und letzten Endes auch Betreuungsarbeit zu leisten. Dies führt zu deutlichen Mehrkosten von bis zu 7 €/fm und mehr für die Bereitstellung von zusätzlichen Holzmengen aus dem Kleinwald (diese Kosten wurden in einem Praxisversuch ermittelt und beinhalten Informationsaktivitäten, Waldbegehungen, Befragungen sowie auch die Organisation der Holzernte bis hin zur Abrechnung).

mehr Informationen dazu unter: Entwicklung eines Geschäftsfeldes "Waldbiomasseversorgung-SÜDOST" durch die vorrangige Nutzung bisher ruhender Holzreserven

In einem darauf aufbauenden Projekt soll durch die Einrichtung von regional optimal positionierten Biomasse-Logistikzentren in der gesamten Steiermark eine Verbesserung der Transport- und Aufbereitungskosten erreicht werden und die kontinuierliche Versorgung mit Biomasse-Brennmaterialien gleichmäßiger Qualität gewährleistet sein. Mehr Informationen zu diesem Projekt, das von einem breiten Konsortium unter der Leitung der Waldverband Steiermark GmbH durchgeführt wird unter: Optimierung der regionalen Warenströme (Qualitäten, Transport, Aufkommen, etc.) über Biomasse Logistikzentrens

Projekt: Überregionales Logistik- und Versorgungsnetzwerk für Holz-Biomasse

Diese Studie, die unter der Leitung der Universität für Bodenkultur durchgeführt wurde, entwirft für einen regionalen Wirtschaftsraum (Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Burgenland und Wien) ein kooperatives Versorgungssystem für Waldhackgut und legt die daraus erzielbaren Kostenvorteile gegenüber unabhängig optimierten Liefernetzen dar. Der Nutzen des vorgestellten Ansatzes liegt in der ganzheitlichen Koordination und Minimierung der Transporte zwischen Wald, Versorgungsknoten (Terminals zum Hacken oder Umschlagen) und Kraftwerken. Weitere Synergieeffekte können mit Produktionsunternehmen der Holz- bzw. Papierindustrie, die freie Kapazitäten (Hacker, Lager, Umschlaginfrastruktur) einsetzen können, genutzt werden.

Anhand der aktuellen Österreichischen Waldinventur wurde das mobilisierbare Energieholzpotenzial bestimmt, die zur Sicherung der Versorgungssicherheit der neu geplanten Biomassekraftwerke notwendigen Importströme wurden quantifiziert. Kein Bundesland des betrachteten Wirtschaftsraumes kann seinen neuen Waldhackgutbedarf allein stillen, nur Salzburg und Oberösterreich haben ein annähernd ausgeglichenes Angebot-Nachfrageverhältnis. Deshalb ist der westliche Teil des Untersuchungsgebietes auch weniger stark von der aufkommenden Rohstoffkonkurrenz betroffen, als der östliche, wo die regionale Nachfrage das in der Region vorhandene Angebot bei weitem übersteigt und circa 2,5 Mio. Schüttraummeter Waldhackgut fehlen.

Die optimale Versorgungsstrategie wurde mit einem Ansatz der Linearen Programmierung (LP) ermittelt. Die Kosten der aktuellen Versorgungssituation liegen im Vergleich mit den Kosten der im LP-Modell bestimmten optimalen Versorgung des Wirtschaftsraumes um ca. 20 bis 40% höher.

mehr Informationen dazu unter: Überregionales Logistik- und Versorgungsnetzwerk für Holz-Biomasse

Diese Untersuchungen werden derzeit in einem Nachfolgeprojekt fortgesetzt. Diesmal werden auch die Versorgungsregionen Steiermark/Kärnten sowie Tirol/Vorarlberg betrachtet. Die kostenoptimale und risikominimierende Versorgung der Biomasse-Kraftwerke des gesamten Bundesgebiets Österreichs wird nach Vorlage der Regional-Ergebnisse der oben genannten Regionen berechnet. Gemeinsam mit der Ausarbeitung von Importoptionen wird so das Gesamtdesign eines österreichischen Versorgungsnetzwerks mit dem immer stärker nachgefragten Rohstoff Biomasse sichergestellt.

mehr Informationen dazu unter: BioLog II

Zwei weitere Projekte zum Thema wurden mittlerweile gestartet, im Mai 2007 wurden drei weitere Einreichungen dazu von der Jury positiv beurteilt. Die Anzahl und Qualität der Projekte unterstreicht somit eindrucksvoll die Bedeutung dieses Themas für die Weiterentwicklung der energetischen Nutzung der Biomasse in Österreich.